Als der Buddhismus circa im dritten Jahrhundert von Indien nach China kam, versuchten buddhistische Mönche ihre Lehre mittels taoistischer Begriffe zu erklären. Im Laufe der Geschichte haben beide viele Inhalte des jeweils anderen Denken aufgenommen, doch blieben sie trotz des gegenseitigen Einflusses auf dem eigenen Standpunkt des Glaubens.
#01 Laotse
Laotse, auch geschrieben als Lao-tzu, Meister Lao entsprechend „Alter Meister“, hat als chinesischer Philosoph vermutlich im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt. Die im ungefähr 4. Jahrhundert v. Chr. gesammelten Schriften des Tao Te King werfen seinen Blick in die Weltzusammenhänge und darüberhinaus.
#02 Tao Te King
Was Laotse geschaut, hat er in Worte gebracht – er möchte es gleichgesinnten Geistern der späteren Zeit überlassen, selbstständig seinen Andeutungen nachzugehen und im Weltzusammenhang selbst die Wahrheiten zu schauen, die er entdeckt.
#03 Zeitloses Betrachten auf die aktuellen Strömungen im Tao-Te-King
Laotse nimmt in seinen Gedanken im Tao-Te-King seiner Zeit gegenüber eine sehr distanziert-beschauliche Position ein. Durch die Zurückgezogenheit, in der er lebte, gelang es ihm, vieles von dem zu durchschauen, was im damaligen China geschah.
Gleichzeitig betrachtete Laotse die Probleme seiner Zeit nicht als einmalige geschichtliche Phänomene, sondern als Kräfte, die sich in der Menschheit und ihrer Geschichte in ähnlicher Weise immer wiederholen würden.
Probleme wie Krieg, Machtkämpfe und Leiden konnten seiner Auffassung nach nicht durch konkretes politisches Handeln gelöst werden. Vielmehr ging es für ihn darum, nach den Ursachen dieser Probleme und nach Möglichkeiten ihrer Lösung auf verschiedenen Ebenen zu suchen.
#04 Wenn der Mensch den Zugang zu seiner Natur verliert
Laotse sieht die Gefahr, dass die Menschen ihre Natürlichkeit verlieren und sich in von der Gesellschaft mit ihren vorgeprägten Normen verfangen könnten. Aus alledem ergeben sich für ihn wesentliche Fragen:
Wie kann der Mensch für sein Leben einen Sinn finden?
Worin soll der Sinn wurzeln?
Woher kommt die Natürlichkeit des Menschen und die aller Wesen?
Wie bewegt sich überhaupt der ganze Kosmos?
Sind alle Wesen nur chaotisches Auftauchen, Existieren und Vergehen?
Oder haben alle Wesen eine Verbindung miteinander?
Worauf besteht diese Verbindung, wenn es sie gibt?
#05 Einheitliche Kraft umfängt und durchfließt die Welt aller Wesen
Seine Beobachtung der menschlichen Welt und das Nachsinnen über das ganze Universum lassen Laotse die EINheitliche Kraft annehmen, die die Welt aller Wesen umfängt und durchfließt.
Es ist die Kraft, die alle Wesen zwischen Himmel und Erde zu einer Einheit werden lässt.
Durch sie sind alle Wesen lebendig und entwickeln sich nach einer bestimmten Ordnung.
Durch diese Kraft sind alle Wesen sinnvoll und nicht sinnlos oder zufällig.
In der Umspannung dieser Kraft haben alle Wesen ihren Platz und ergänzen sich gegenseitig.
#06 Bedeutung des Wortes TAO
Das Wort TAO gibt selbst einen Hinweis, wie der Mensch seine Verbundenheit mit dem Tao wiederfinden kann.
Das Wort Tao besteht aus zwei Teilen: dem Zeichen für „Kopf“ und dem für „Bewegung“. Obwohl im Tao-Te-King das Wort TAO vieldeutig ist, behält es immer den ursprünglichen Sinn des beweglichen Weges.
Laotse sieht hinter und in allen Phänomenen der Welt eine dauernde Lebenskraft, die die Mannigfaltigkeit des Seienden belebt und sie zu einer großen Einheit verbindet.
#07 Ohne Worte – TAO
Da Laotse diese Kraft nicht in Worte fassen zu vermag, nennt er sie TAO.
TAO ist die Kraft, die alle Wesen in einer Einheit umfängt und den ganzen Kosmos wie ein großes Organ belebt.
Da der Mensch ein Teil des Universums ist, ist auch seine Natur im TAO verwurzelt.
Wenn des Menschen Kontakt zu sich selbst zum TAO bricht, wird sein Leben beengt und beunruhigt.
Wenn der Mensch aber durch sein endliches Leben hindurch eine Verbindung zum TAO wiederherstellen kann, so wird sein Leben frei und offen.
Das TAO ist die befreiende Offenheit, die alle Wesen belebt.
#08 Das TAO ist unnennbar und unbegreiflich
„Man schaut danach und sieht es nicht….
Man horcht danach und hört es nicht…
Man faßt danach und greift es nicht…“
TAO – je und je ist es unnennbar und wendet sich zurück ins Nicht-Wesen. Das heißt in des Gestaltlosen Gestalt, des Bildlosen Bild.
„Tao ist Wesen, jedoch unerfaßlich, jedoch unbegreiflich…“
#09 Das TAO ist unergründlich
Das TAO ist auch unergründlich, so dass man nicht fragen kann „warum ist TAO überhaupt?“
Laotse zufolge ist das TAO nicht zugänglich, wenn man dies auf die übliche Weise des Wahrnehmens und Denkens versucht.
Das Tao ist der Ursprung des Lebens. Es erzeugt nicht nur alle Wesen, sondern gibt auch allen Wesen ununterbrochen Kraft zu leben, sich zu entwickeln und zu vollenden.
Das TAO ist die alle Wesen sein lassende, gebärende, ernährende Naturkraft.
#10 Te – die Kraft in jedem einzelnen Wesen
Laotse nennt die urprüngliche Einheit dieser Lebensquelle das TAO, und die Kraft im Einzelwesen das „Te“.
Das Te gibt den Einzelwesen ihre jeweilige Natur und innere Bestimmung, so dass jedes Wesen nach seinem eigenen inneren Weg und seiner eigenen Dynamik leben kann.
Jedes Wesen besitzt von Natur aus eine eigene Selbstregulierungskraft und Selbstbestimmungskraft. Sie ist die Spontanität seines Lebens. Diese spontane Kraft zu leben fühlt jedes Wesen „natürlich“. Ihr entgegenzuwirken, erschwert und erdrückt das Leben.
Das Te ist keine Bestimmung im Sinne eines Schicksals, sondern im Sinne der Natürlichkeit des Lebens.
Das Te ist die jeweilige menschliche Welt, oder alles Seiende zwischen dem Himmel und der Erde.
#11 Der Natur zu folgen, ist immerdar freiwillig
Laotse sagt:
„TAOs Verehrung, seiner Wertschätzung ist niemandes Gebot und immerdar freiwillig.“
Alle Wesen können ihrer eigenen Natur folgen – sich bewegen, sich entwickeln und am Ende wieder ins Tao zurückkehren.
Sie folgen darin frei ihrer eigenen Natur und werden nicht durch einen anderen Grund bestimmt.
#12 Wu-Wei
Wu-Wei beschreibt Wunsch und gleichzeitig innere Haltung, um aus dem beengten Bewusstsein hinausfinden und im Urgrund anzukommen.
Durch diese Befreiung kann der Mensch sich zu seiner wahren Ich-Natur entwickeln
Wu-Wei möchte sich mit dem TAO vereinigen.
Dabei ist das TAO als Sein nicht die Vollendung eines Zustandes. Das TAO ist der Weg selbst, der Verwandlungsprozess des Menschen.
Innerhalb dieser Verwandlung folgt das Ich dem spiegelklaren Bewusstsein und der unzerstörbaren Ruhe.
Achtsam im Hier-Sein wahrnehmen, was das Hier-Sein bewegt und belebt entspricht dem Tun im Nichts Tun.
Das Nichts Tun im Tun bringt dich zu deinem Ursprung zurück.
Ob dein Weg über hohe und weite Erkenntnisse, Himmel, Licht und Sterne oder über tiefe Körpererfahrung, durchdringende Sinneserfahrung, Liebe und Mitgefühl geschieht, ist im TAO EINerlei.
Zur Vertiefung der Thematik empfehle ich dir die Teilnahme an meinen Seminaren.
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