Trauer- und Verlusterfahrung begleiten

Trauern ist die Fähigkeit, mit dem Verlorenen und dem Leben wieder neu in Beziehung zu treten. Trauer zu begreifen, als etwas, was zum Leben dazugehört, hilft Verluste auszuhalten und zu verarbeiten: Der Verlust aus der Integrität, aus dem Gefühl ganz zu sein, kann sich in ein neues anderes „Ganzsein“ hinein wandeln. 
 
Trauer/n ist individuell und dennoch heilsam in der Gemeinschaft.
 
Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo und ganz individuelle Bedürfnisse, mit Trauer umzugehen. Wenn Trauernden jedoch die Möglichkeit des Austausches in ihrer schwierigen Lebenssituation geboten wird, empfinden sie einschränkende und belastende Situation meist nicht so gravierend.
 
Das Annehmen eines gemeinschaftlichen Trauerprozesses erweitert unser Wissen im Umgang mit Trauer.
 
Alle, die Trauer betrifft, sind mit ungewohnt zeitnahen Veränderungen konfrontiert, die sich ganz unterschiedlich zeigen und anfühlen. Das Vermeiden der Bewertung der individuellen Trauersituationen schafft Raum zum Atmen und schützt uns vor kühler Distanz: Es ist was es ist – was es für mich oder mein Gegenüber auch bedeutet. 
 
In einer Trauergruppe gehört es zum feinen Umgang miteinander, unterschiedliche Erfahrungen einfach stehen zu lassen, nicht in eine Diskussion einzusteigen, die schnell in die Wertung von richtig und falsch geht.
 
Die Kultur des Füreinander-da-Seins bedeutet: Etwas ausdrücken zu können, den Schmerz zu äußern, ohne dass dem etwas entgegengesetzt wird. 
 
Es gilt, das zu würdigen, was jemand gerade empfindet: Sei es die Einsamkeit, die Angst, sich von jemandem nicht verabschieden zu können, die Angst jemanden zu verlieren oder verloren zu haben, die Wut, die Niedergeschlagenheit…
 
Dieses Zulassen wirkt entlastend: Mich hält jemand aus, mit dem, was für mich gerade schwierig ist.
 
Im Austausch untereinander entsteht so vieles: Jemand berichtet, wird gehört, vielleicht sogar verstanden. Das bewegt oft ganz tief. 
 
Ein wichtiges Gegengewicht zur Verunsicherung in Verlustsituationen ist es auch, Sicherheit zu gewährleisten:
 
Äußere Sicherheit durch einen „sicheren Ort“ – einen ruhigen, friedlichen Platz; Sowie innere Sicherheit, die durch Handreichung und Unterstützung gegeben ist. 
 

Auch geht es darum, die Selbstwirksamkeit von Trauernden zu stärken.

In Gesprächen können Trauernde oft ganz eigene Bewältigungsstrategien und persönliche Ressourcen ausfindig machen und diese dann moblisieren. Besondere Bedeutung kommt dabei einer wertfreien Anerkennung des Erlebten zu. 

Dafür braucht es beim Beratenden und Begleitenden einen selbstreflektierten Blick auf eigene Gefühle, Vorstellungen und Werte. 
 
Wenn eine Situation Verunsicherung und Ohnmacht auslöst, handelt es sich um eine bedeutende Situation. Irritation und Hilflosigkeit können am Anfang eines Prozesses stark sein. Der nächste Schritt besteht darin, in die Begegnung damit zu gehen. 
 
Dabei hat das „Tun“ viele Aspekte, die sich von Aktionismus und geschäftigem Handeln grundlegend unterscheiden. 
Es geht um das Wahrnehmen des anderen in seiner oder ihrer besonderen Situation. Das Interesse am anderen zeigt sich nicht im „Ausfragen“, sondern in einer zugewandten Haltung.
 
Dazu gehört das „mich selbst einlassen“ mit meiner eigenen Verlusterfahrung und Verletzlichkeit und auch das Zulassen dessen, was in mir und bei anderen aus der Begegnung heraus entsteht: Gefühle, Gedanken, Sorgen und Fragen.
 
Die Neigung, Trauer gleich wegzutreten oder wegreden zu wollen, gibt uns ein Signal für den eigenen inneren Schmerz: Kann oder darf ich diesen nicht spüren, werde ich dem Schmerz eines anderen Menschen mit Ablehnung Ignoranz, Bitterkeit, Härte oder völliger Aufgelöstheit begegnen. 
 
Der eigene innere Schmerz möchte zuerst seinen Platz finden, bevor der deiner Mitmenschen aushaltbar wird. Das Zurückgeworfen-Sein auf sich selbst wird deutlicher, auch die Brüchigkeit unserer scheinbaren Sicherheit und das aufeinander angewiesen sein. 
 
Es kann zwischen uns Menschen eine tiefe Verbindung entstehen, wenn wir uns dessen bewusst sind, dass uns die Erfahrung von Verlust und Trauer als Mensch eint.
 
 
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